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 Ein echtes Kaufmannsleben - so könnte es auch bei uns gewesen sein

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Sigunde Kronsberg
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Sigunde Kronsberg


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BeitragThema: Ein echtes Kaufmannsleben - so könnte es auch bei uns gewesen sein   Ein echtes Kaufmannsleben  - so könnte es auch bei uns gewesen sein Icon_minitimeMo Nov 24 2008, 13:15

Da ja mein Gatte Renowulf die Darstellung eines wohlhabenden Tuchhändlers gewählt hat hier eine echte persönlichkeit mit fast gleichem Hintergrund:

Francesco di Marco Datini

Anno 1335 erblickte im toskanischen Prato das vierte Kind des Schankwirts Marco di Datini das Licht der Welt. Francesco getauft, half der Knabe seinem Vater bald auf dem Markt beim Verkauf des Viehs. Das Leben in der städtischen Unterschicht schien seinen Lauf zu nehmen. Dem Jungen stand jedoch ein grandioser Aufstieg bevor. Zunächst erschütterte ein Schicksalsschlag seine weitere Entwicklung: Der großen Pest fielen seine Eltern und zwei seiner Geschwister zum Opfer. Die beiden überlebenden Brüder kamen zu einer Pflegemutter. Doch Ehrgeiz und Rastlosigkeit trieben Francesco schon nach kurzer Zeit als Lehrling nach Florenz. Dort eignete er sich erste Kenntnisse in Buchhaltung und Handel an. Auch die Universitätsstadt konnte den jungen Mann nicht lange halten. Erst fünfzehnjährig begab er sich nach Avignon. Nach einer Zeit als Botenjunge stieg er rasch zum Faktor einer Filiale auf. Papst Clemens VI. bescherte ihm durch den Kauf von Luxusartikeln schnell ein gutes Auskommen. Mit 28 Jahren war der Nachkomme der Pratenser Unterschicht als selbstständiger Kaufmann in Avignon bereits fest niedergelassen. Waffengeschäfte mit dem päpstlichen Hof und marodieren¬den Söldnern zwischen Mailand und Avignon bestimmten nun seine Han¬delsaktivitäten. 1382 hatte Datini die Leitung einer in Avignon selbstgegründeten Handelskolonie inne. Nach Prato zurückgekehrt, konzentrierte sich der Kaufmann auf die Haupterwerbsquelle der Stadt, den Tuchhandel. Er dehnte seine Aktivitäten immer weiter aus, stieg als Gesellschafter in zwei Firmen in Pisa und Florenz ein und gründete eine Kompanie für Wolle in Prato. In dieser wurde aus England importiertes, unveredeltes Wolltuch aufgewertet. Weitere Firmengründungen in Barcelona, Valencia und auf Mallorca folgten. Datini erwarb im Ausland Wolle sowie Farbstoffe und verkaufte die in Italien gefertigten Tücher nach ganz Europa. Noch mit 64 Jahren wagte er sich an die Gründung einer Bank. Ein zur damaligen Zeit kritisch beäugtes Unterfangen, da Geldverleiher unter Verdacht standen, durch Zinseinnahmen Wucher zu betreiben. 1399 besaß das Firmensystem des mittelalterlichen Selfmademan seine größte Ausdehnung, es umfasste Handelsgesellschaften, Banken und Produktionsbetriebe. Seine Kompanien waren allein durch die Person Datini, respektive sein Kapital, untereinander verbunden. Die Pest verursachte 1400 einen Geschäftseinbruch, doch fünf Jahre später unterhielt Datini schon wieder Handelskontakte mit über 267 Orten –vorwiegend in Italien und Frankreich, aber auch in Belgien, Marokko, Algerien, Tunesien und der Levante. Mit seinem Tod vermachte der Händler 1410 sein gesamtes Vermögen einer Stiftung zugunsten der Armen und Kranken Pratos. Diese Einrichtung hatte er schon zu Lebzeiten gegründet. Vermögen und Haus des Pratensers werden heute noch von dieser Stiftung verwaltet – ebenso wie zahlreich erhaltene Schriftstücke. Seine Korrespondenz bildet zusammen mit seinen Geschäftsunterlagen das umfangreichste erhaltene Kaufmannsarchiv des Mittelalters. Die Sammlung umfasst rund 150 000 Dokumente. Mittels dieser Rechnungsbücher, Verträge und Wechsel lassen sich seine Geschäfte nachvollziehen.

Biografie
geb. 1335 in Rato in niedrigen Verhältnissen
ab 1350
Beteiligungen in Avignon, Mailandund Florenz
1373
erstes eigenes Handelshaus
1376
Heirat mit Margherita di Domenico Bandini
1399 Teilnahme an einer Wallfahrt
Datinis Handels¬imperium erreicht größte Ausdeh¬nung
17. Juli 1410
Datini stirbt als wohlhabender Kaufmann

Quelle: G-Geschichte / Februar 08 / Porträt
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