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 Geschichte der Armbrust

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Lippold
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BeitragThema: Geschichte der Armbrust   Geschichte der Armbrust Icon_minitimeMo Jan 12 2009, 23:53

Geschichte der Armbrust

Eine Armbrust ist eine bogenähnliche Fernwaffe, die Pfeile oder Bolzen aus Metall, Kunststoff oder Holz verschießt.

Das Wort Armbrust leitet sich vom lateinischen arcoballista (Lateinisch: arcubalista = Bogenschleuder) ab. Das darauf basierende, französische Wort arbalète wurde später eingedeutscht, wobei eine Kombination der ähnlich klingenden Worte „Arm“ (von der Möglichkeit, die Waffe in einer Hand zu halten) und dem mittelhochdeutschen berust/berost (Ausrüstung bzw. Bewaffnung) benutzt wurde.


Frühe Formen von Armbrüsten finden sich bei Tonfiguren des Qin Shihuangdi († 210 v.Chr.), dem ersten Kaiser von China. Auch im antiken Griechenland gab es eine Urform der Armbrust, genannt Gastraphete.

Die Armbrust in Europa stammt allerdings aus einer getrennten Entwicklung, die im 3. Jahrhundert v. Chr. aus Griechenland kam. In Xanten am Niederrhein fanden Archäologen in einer Kiesgrube metallene Reste einer römischen Torsionsarmbrust aus der Zeit um Christi Geburt. Reste ähnlicher Waffen wurden bereits in Spanien und im Irak gefunden. Ein militärischer Einsatz der Armbrust durch Legionäre ist daher wahrscheinlich. Die Römer nannten diese Waffen Ballistae. Römische Armbrüste mit Hornbogen werden auf den Reliefs von Solignac und Saint Marcel bei Puy dargestellt. Die Darstellung der letzteren wird in das 1. Jahrhundert n.Chr. datiert. Beide Waffen haben einen kurzen Schaft. Die Sehne wurde (nach dem Relief von Solignac zu urteilen) im gespannten Zustand durch die sogenannte Nuss gehalten.

Spätestens den Normannen in Frankreich gelang es, die Armbrust zu einer kriegstauglichen Waffe in Europa weiterzuentwickeln. In der Schlacht von Hastings (1066) setzten die Normannen gegen die Angelsachsen Armbrüste ein. Der Teppich von Bayeux, der diese Schlacht und ihre Vorgeschichte darstellt, zeigt allerdings keine Armbrüste; deren Existenz wurde erst durch Ausgrabungen von Armbrustbolzen auf dem Schlachtfeld bekannt.

In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrüsten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten, da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten. Der Einsatz gegen Heiden, insbesondere gegen arabisch/islamische Gegner, blieb jedoch erlaubt. Diese moralische Ächtung war jedoch in der Kriegspraxis nicht durchsetzbar. Ironie der Geschichte: Ausgerechnet ein bekannter Förderer der Armbrust, Richard Löwenherz, kam 1199 durch einen Armbrustbolzen zu Tode.


Die Kadenz war im Vergleich zu den im 13./14. Jahrhundert erfolgreicheren Langbögen aus England wesentlich langsamer (1-2 pro Minute gegenüber max.10-12 beim Langbogen). Sie war daher weniger zur offenen Feldschlacht geeignet, sondern mehr als Scharfschützenwaffe für statische Belagerungskämpfe. Weiterhin war die Ausbildung des Schützen an der Armbrust einfacher und stellte weniger physische Ansprüche als die des Bogenschützen, so dass sie aufgrund aller Faktoren zur Hauptwaffe der Städter wurde. Aus dieser Tradition entstanden die Schützengilden (siehe auch Schützenbruderschaft) und regelmäßige Schützenwettbewerbe als Training und Leistungsprüfung für wehrhafte oder auch wehrpflichtige Bürger.

Im späten 15. Jahrhundert wurde mit der Arkebuse (Hakenbüchse) eine tragbare Feuerwaffe konzipiert, die sowohl den Bogen als auch die Armbrust als Kriegswaffe bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts in großen Teilen Europas verdrängt hatte. Als Jagdwaffe blieb sie weiterhin in Gebrauch.

In China gab es als Variante eine Repetierarmbrust. Über der Schussschiene war eine Führung mit Magazinkasten angebracht. Betätigt wurde die Armbrust mit einem Schwinghebel. Hebel vor: Sehne hängt sich in der Führung ein. Hebel zurück: Sehne wird gespannt und beim Erreichen des Endpunktes freigegeben, wobei sie einen Bolzen aus dem Magazin mitnimmt. Durch diesen Mechanismus wird zwar für Armbrüste eine hohe Kadenz (Schussfolge) erreicht, aber Reichweite, Zielgenauigkeit und Durchschlagskraft sind bescheiden. Deshalb wurde dieser Waffentyp vor allem zur Abwehr von Massenangriffen eingesetzt, dabei kamen teilweise vergiftete Bolzen zum Einsatz. Es ist belegt, dass derartige Waffen noch beim Boxeraufstand 1905 verwendet wurden
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